Anästhesie

Anästhesie (altgr. Wahrnehmung, Empfindung) ist in der Medizin ein Zustand der Empfindungslosigkeit zum Zweck einer operativen oder diagnostischen Maßnahme und zugleich das medizinische Verfahren, um diesen herbeizuführen.

Wir arbeiten hier eng mit Herrn Prof. Dr. Thomas Weber. Eine Universitätsklinik bietet den Vorteil jederzeit über Kapazitäten in der Anästhesie und Intensivmedizin verfügen zu können. Eine von Herrn Prof. Weber speziell entwickelte “Schmerzpumpe” hilft uns die Anzahl von notwendigen Allgemeinanästhesien auf ein Minimum zu reduzieren.
Im Folgenden erläutern wir Ihnen verschiedenen Arten der Anästhesie.

 

Schmerzpumpe

Mithilfe der eigens entwickelten Schmerzpumpe, die auf dem Prinzip der patientengesteuerten Analgesie (englisch: PCA, patient-controlled analgesia) basiert, ist es uns weitgehend möglich, auf eine invasive Vollnarkose zu verzichten. Der Patient bekommt vor dem Eingriff einen intravenösen Zugang gelegt und erhält einen Auslöser in die Hand, so dass gewichts- und geschlechtsadaptiert eine Selbstverabreichung einer definierten Dosis von Narkosemitteln erfolgen kann. Eine Überdosierung ist dabei nicht möglich, da bei zu häufiger Auslösung eine Sperre aktiv wird und eine erneute Injektion erst nach einem vordefinierten Zeitraum zugelassen wird. Die PCA ist somit ein sehr sicheres Verfahren, das dem Patienten eine optimale Anpassung der Analgesie je nach individueller Schmerzempfindlichkeit ermöglicht.

Lokalanästhesie

Griechisch: anaisthesia = Empfindungslosigkeit: Betäubung. Es handelt sich um eine reversible, örtlich begrenzte Ausschaltung des Schmerzempfindens durch Oberflächen-, Infiltrations- (bzw. Feldblock-) oder Leitungsanästhesie (Nervenblockaden). Die Tumeszenzanästhesie stellt eine Sonderform der Lokalanästhesie dar. Der Begriff wird z.T. synonym mit “Regionalanästhesie” verwandt.

Die verwendeten Arzneimittel bewirken eine örtlich und zeitlich begrenzte Ausschaltung des Schmerzempfindens durch Hemmung der Impulsweiterleitung entlang der Nervenfaser und der Nervenendigung.

Ein wesentlicher Vorteil der Lokalanästhesie ist die Möglichkeit der Kommunikation mit dem Patienten während des Eingriffs und die schnelle Mobilisation nach dem operativen Eingriff.

Eine sog.”Prämedikation” ist bei den meisten Operationen nicht notwendig, sehr ängstliche Patienten können jedoch vor der Operation ein Beruhigungsmittel entweder in Form einer Tablette oder über einen kleinen venösen Zugang erhalten.

Gute Lokalanästhetika sind durch einen schnellen Wirkungseintritt, eine lange Wirkungsdauer und geringe sensibilisierende und toxische Nebenwirkungen gekennzeichnet ( z.B. Lidocain, Mepivacain und Prilocain ). Ein Zusatz von Gefäßverengenden Substanzen ( z.B. Adrenalin ) verringert zum einen die Blutungsneigung, zum anderen wird dadurch die Wirkungsdauer verlängert. Dieser gefäßverengende Zusatz darf nicht in Regionen sogenannter Endarterien ( z.B. Zehen oder Finger) sowie in Gebieten mit verminderter Durchblutung verwendet werden. Die Gefahr der Verletzung peripherer Gefäße oder Nerven ist bei sorgfältiger Anwendung und langsamer Injektion sehr gering. Allergische Reaktionen auf Lokalanästhetika werden sehr selten beobachtet. Wenn solche Reaktionen auftreten, sind sie häufig auf die enthaltenen Konservierungsstoffe (z.B. Parabene ) zurückzuführen.

Kryoanästhesie

Kleinere, oberflächliche Eingriffe (z. B. Kürettage von Warzen oder aktinischen Keratosen) lassen sich in Kälteanästhesie durchführen. Kryosprays bewirken bei einer Einwirkungsdauer von ca. 10 sek. eine ausreichende Anästhesie der Hautoberfläche von ca. 1 min. Diese Zeit ist ausreichend für kleine Eingriffe. Zu den neueren Kältesprays gehört das Dichlortetrafluorethan ( z.B. Frigiderm ), welches sich durch eine geringe Toxizität auszeichnet.

Topische Oberflächenanästhesie

Zur topischen Anwendung steht ein Lokalanästhesiegemisch in einer Öl/Wasser-Emulsion (EMLA: 2,5% Lidocain und 2,5% Prilocain ) zur Verfügung. Die Einwirkungszeit beträgt unter einem luftdurchlässigen Pflaster ( Occlusion ) ca. 60 min. Dieses Verfahren eignet sich insbesondere in der Laser-Chirurgie und bei Kindern zur Abtragung von Molluca contagiosa.

Infiltrationsanästhesie

Die Infiltrationsanästhesie wird bei den meisten dermatochirurgischen Eingriffen, die in Lokalanästhesie durchgeführt werden angewendet. Das eingezeichnete Operationsfeld wird durch ein oder mehrere Einstiche fächerförmig infiltriert. Sind mehrere Injektionen notwendig, ist der jeweils folgende Einstich in das zuvor betäubte Gebiet zu setzen, um den Einstichschmerz zu verringern.

Die Feldblockanästhesie ist eine Variante der Infiltrationsanästhesie mit ringförmigem Umspritzen des Operationsgebietes.

Leitungsanästhesie (Nervenblockaden)

Zur Durchführung der Leitungsblockade werden kleine Depots langwirkender Lokalanästhetika in die unmittelbare Umgebung der Austrittspunkte sensibler Nervenäste injiziert. Diese Methode wird vorzugsweise bei operativen Eingriffen an den Fingern und Zehen ( Oberst-Anästhesie ), am Penis und im Gesicht eingesetzt. Eine Kombination der Leitungsanästhesie mit der Infiltrationsanästhesie ist insbesondere bei ausgedehnten Operationsfeldern im Gesichtsbereich zur Einsparung der Gesamtlokalanästhetikamenge sinnvoll.

Tumeszenzanästhesie

Die Tumeszenzanästhesie ist eine Regionalanästhesie der Haut und des Unterhautfettgewebes durch die Infiltration großer Volumina eines verdünnten Lokalanästhetikums. Auf diese Weise können große Körperareale in Lokalanästhesie operiert werden, die früher nur in Vollnarkose behandelt werden konnten. Trotz der Verdünnung erhält man mit der Tumeszenzanästhesie aufgrund verschiedener Zusätze eine hervorragende Schmerzfreiheit. Prinzipiell kann die Tumeszenzanästhesie bei jedem größeren dermatochirurgischen Eingriff eingesetzt werden.